Nicht mehr im Repertoire

Die verkaufte Braut

Komische Oper in drei Akten von Bedřich Smetana (1824–1884)

nach einem Libretto von Karel Sabina

Spielfassung von Julia Dippel und Rudolf Maier-Kleeblatt
Aufführung in deutscher Sprache mit Dialogen
Altersempfehlung ab 10 Jahren
ca. 130 Minuten, zzgl. einer Pause

Neben der sinfonischen Dichtung „Die Moldau“ trug vor allem die 1866 in Prag uraufgeführte Komische Oper „Die verkaufte Braut“ zum Ruhm des böhmischen Komponisten Friedrich Smetana bei. Zusätzlich sorgte die deutsche Fassung von Max Kalbeck 1892 in Wien für Furore und brachte weltweiten Erfolg.

Das Stück passt perfekt in die Produktionslinie des Freien Landestheaters Bayern. Herrliche Melodien mit Gassenhauer-Qualitäten, große Chorszenen, satte Orchesterklänge, böhmisches Kolorit, kraftvolle Volkstänze, eine pfiffige Handlung, schöne Kostüme und ein charakterstarkes Bühnenbild bieten genügend gute Gründe, sich diese Jubiläums-Produktion anzusehen.

Inhalt

AKT I
In einem böhmischen Dorf herrscht ausgelassene Stimmung, denn der Frühling steht vor der Tür. Zur Krönung des Volksfests kommt ein fahrender Zirkus in den Ort. Beste Bedingungen für den Heiratsvermittler Kezal, der für Wenzel, den schüchternen und stotternden Sohn des Großbauern Micha, eine Braut ranschaffen soll. In der hübschen Marie scheint die perfekte Kandidatin gefunden, doch das Mädchen hat andere Pläne. Mit der Zirkustruppe ist nämlich auch ihre große Liebe Hans zurückgekehrt. Ihm klagt sie ihr Leid und bekommt prompt einen Heiratsantrag, den sie selbstverständlich annimmt. In der Zwischenzeit versucht Kezal vergeblich, Maries Eltern Kruschina und Katinka zum Unterschreiben des Ehevertrags zu bewegen. Diese wollen ihre Tochter jedoch nicht ungefragt verheiraten. Herbeigerufen erteilt Marie Kezal eine kompromisslose Absage und offenbart ihre Verlobung mit dem unbekannten Hans. Eltern und Heiratsvermittler sind ratlos, sodass Kezal nichts anderes übrig bleibt, als sich auf die Suche nach dem ominösen Hans zu begeben, um ihm die Hochzeit mit Marie auszureden.

AKT II
Kezal findet Hans in einem Wirtshaus, wo Maries Verlobter gerade ein Loblied auf die Liebe singt. Alle Bemühungen, Hans umzustimmen, bleiben erfolglos.

Nach dem großen Festtanz trifft auch Wenzel im Wirtshaus ein. Seine Mutter hat ihn dazu verdonnert, der Zukünftigen mit Blumen und Pralinen seine Aufwartung zu machen. Das scheint für den scheuen Burschen eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Als er Marie schließlich begegnet, sie aber nicht erkennt, ist es für das pfiffige Mädchen ein Leichtes, ihm schlimmste Schauergeschichten über seine Braut aufzutischen. Sie verdreht ihm den Kopf, bis er schwört, Marie nicht zu heiraten.

Kezal hat sein Vorhaben noch nicht aufgegeben. Er verfolgt Hans und zieht alle Register vom Angebot »hübscher Alternativen«, über Bestechung bis hin zu Drohungen. Hans weigert sich beständig, bis er erfährt, dass Marie für »den Sohn des alten Micha« vorgesehen ist. Unter der Bedingung, dass einzig Michas Sohn Marie bekommen dürfe, willigt er dann doch noch ein und verkauft seine Braut für horrende 300 Gulden.

AKT III
Sitzengelassen von der unerkannten Marie hat Wenzel jede Hoffnung auf Liebe verloren. Er spielt mit dem Gedanken, sein Leid zu beenden, als der Zirkus einmarschiert und eine Kostprobe der abendlichen Vorstellung zum Besten gibt. Die unkonventionelle, vorurteilsfreie und farbenfrohe Truppe hat es ihm sofort angetan, allen voran die Zirkusprinzessin Esmeralda. Und weil dem Zirkusdirektor noch jemand fehlt, der am Abend in der Rolle des Tanzbären einspringen kann, wird Wenzel sogleich rekrutiert. Der junge Bursche ist so begeistert, dass er den Mut findet, seinen Eltern zu widersprechen, als diese in Begleitung Kezals erscheinen, um ihren Sohn zum Unterschreiben des Ehevertrags zu bewegen. Auch Katinka und Kruschina bringen ihre Tochter herbei, die sich felsenfest zu glauben weigert, dass Hans sie »verkauft« haben soll. Wenzel erkennt nun Maries falsches Spiel und ist einmal mehr am Boden zerstört. Marie ergeht es ähnlich, denn Kezal präsentiert ihr den Vertrag mit Hans' Unterschrift. Nun liegt ihr Liebestraum in Trümmern und der Hochzeit mit Wenzel scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Fassungslos erbittet sich Marie ein wenig Bedenkzeit.

Hans findet seine verzweifelte Verlobte und versucht, sich zu erklären. Doch Marie lässt ihn nicht zu Wort kommen. Am Ende hat sich bereits das ganze Dorf versammelt, bevor Hans endlich sein Geheimnis lüften kann: Er ist in Wahrheit Michas totgeglaubter Sohn aus erster Ehe, vertrieben von seiner Stiefmutter. Laut Vertrag stehen ihm nun Kezals Gulden und Maries Hand zu – sofern sie ihn noch will. Marie zögert nicht lange und das Verwirrspiel findet ein glückliches Ende. Da erscheint Wenzel im Bärenkostüm und erschrickt die Anwesenden. Seine Mutter ist entsetzt. Vor dem ganzen Dorf macht sie ihren Sohn herunter. Doch Wenzel hat erkannt, was er will, und bietet - zum großen Erstaunen aller - seiner Mutter die Stirn. Er verkündet, sich dem Zirkus anzuschließen – wie vormals sein Halbbruder. Und während Hans nun heimkehrt und mit Marie sesshaft wird, zieht Wenzel in die Welt hinaus.

Inhalt in leichter Sprache

DIE VERKAUFTE BRAUT

Die Personen:

Kruschina und Kathinka, Bauern und Ehepaar
Marie, ihre Tochter
Micha und Agnes, reiche Bauern und Ehepaar
Wenzel, ihr Sohn
Hans, arbeitet als Zirkushelfer, ist aber ein Sohn von Micha und seiner 1. Frau
Kezal, ein Heiratsvermittler

Die Geschichte:

1. Akt
Marie soll den reichen Bauernsohn Wenzel heiraten. Sie ist aber verliebt in Hans. Der arbeitet in einem Wanderzirkus, der gerade in der Nähe ist. Ein Heiratsvermittler will Maries Vater überreden, dass Marie den reichen Bauernsohn Wenzel zum Mann nehmen soll. Marie lehnt diese Heirat ab.

Die Blüte im Frühjahr wird gefeiert und die Leute tanzen miteinander.

2. Akt
Hans hält seine Liebe zu Marie für wichtiger als Geld. Wenzel hat Angst vor dem Heiraten. Er ist unerfahren im Umgang mit Frauen und recht unsicher. Marie lauert ihm auf und erzählt ihm, dass das Mädchen, das er heiraten soll, hässlich und gemein ist. Sie will für ihn ein anderes Mädchen suchen. Der Heiratsvermittler bietet Hans viel Geld. Dafür soll er auf Marie verzichten. Hans unterschreibt den Vertrag. Darin steht, dass Marie nur den Sohn von Micha heiraten darf.

3. Akt
Wenzel verliebt sich in die Zirkus-Tänzerin Esmeralda und verspricht ihr, in einem Bärenkostüm mit ihr aufzutreten. Marie ist sehr traurig darüber, dass Hans sie in dem Vertrag an Wenzel „verkauft“ hat. Als sie aber erkennt, dass Hans auch ein Sohn von Micha (mit seiner 1. Frau) ist, willigt sie in die Heirat mit Hans ein. Mit seiner List hat Hans dem Heiratsvermittler das Geschäft vermasselt. Wenzel kommt als Bär auf die Bühne und alle erschrecken. Der Heiratsvermittler muss Hans das Geld ausbezahlen und wird von allen ausgelacht.

Gedanken zur Inszenierung

Eine Nationaloper Tschechiens sollte es werden und tatsächlich konnte sich Bedrich Smetanas »Die verkaufte Braut« als erste tschechische Oper einen festen Platz im internationalen Opernrepertoire erobern. Was auf den ersten Blick eine bäuerliche Komödie scheint, mausert sich durch Smetanas folkloristische Klänge, seine bildgewaltige, von Wagner geprägte Orchestersprache und die lebendig charakterisierten Figuren zu einer Geschichte voller Temperament und Seele.

Die selbstbewusste Marie und der listige wie lebenslustige Hans scheinen das perfekte Paar zu sein. Zu perfekt, um an äußeren Umständen zu scheitern. Ihre gefestigte Beziehung macht die beiden zu einer Seltenheit in der Opernliteratur. Kaum ein Werk, das von Liebe erzählt, kommt ohne die erste Begegnung, ohne ein Zueinanderfinden, ohne emotionale Stürme oder schwere Schicksalsschläge aus. Was also bleibt der »verkauften Braut« an emotionalem Potenzial? Den wahren Kern der Geschichte erkennt man erst, wenn der sozial gehemmte, stotternde Wenzel ins Spiel kommt. Klein gehalten von seiner Mutter muss er zunächst noch die Stärke finden, sich zu behaupten. Seine Figur fungiert – neben aller Komik – auch als Möglichkeit, Einblicke in Hans' Vergangenheit zu erhalten. Man erfährt durch Wenzel, wie es seinem Halbbruder früher ergangen sein könnte und welche emotionale Bedrängnis Hans einst aus seiner Heimat vertrieben hat. Der junge Bursche steht am Anfang einer Entwicklung, die sein Halbbruder bereits durchgemacht hat. Dieser höchst geschickte dramaturgische Kniff ermöglicht es, der Geschichte gleichzeitig Leichtigkeit und Tiefe zu verleihen.

Aus diesem Grund war es mir in meiner Inszenierung so wichtig, die Schicksale von Hans und Wenzel enger miteinander zu verknüpfen. In der nachträglich von Smetana eingefügten Zirkusszene fand sich dafür die ideale Gelegenheit, zumal sie im originalen Werk ohnehin wie ein Fremdkörper wirkte. So wurde Hans von einem Feldarbeiter zum Teil der Zirkustruppe, die nun schon zu Beginn der Oper im Dorf ankommt - und das nicht zum ersten Mal, was auch Maries und Hans' fortgeschrittene und dennoch unbemerkte Beziehung erklärt. Diese kleine, aber gewichtige Interpretation unterstreicht den Kontrast zwischen der konservativen Dorfbevölkerung und dem bunten, toleranten Ensemble aus Künstlers und Artisten. Dadurch wird der Zirkus zu einem Symbol von Freiheit und Akzeptanz, ein Zufluchtsort, der es Hans einst ermöglichte, den Tod seiner Mutter und die Ablehnung der Stiefmutter zu überwinden. Dieser Weg steht nun auch Wenzel offen, dessen kindliche Begeisterung für den Zirkus vom ersten Moment an spürbar ist. Trotz oder gerade wegen seiner vermeintlichen Schwächen findet er einen Platz in der Welt und weckt die Hoffnung, dass auch für ihn und all jene, die sein Schicksal teilen, ein Happy End möglich ist.

Julia Dippel

Besetzung und Produktionsteam

Regie

Julia Dippel

Künstlerische und musikalische Leitung

Rudolf Maier-Kleeblatt

Bühnenbild

Anne Hebbeker

Maske

Sabine Tanriyiöver

Kostüme

Anne Hebbeker

Gewandmeisterin

Marianne Herkenrath

Licht

Wieland Müller-Haslinger

Theaterfotografie

Robert James Perkins

Arrangement

Jörg-Oliver Werner

Spielzeit 2023/24

Kruschina, ein Bauer

Markus Eberhard

Kathinka, Kruschinas Frau

Maria Brunauer

Marie, Tochter von Kruschina und Kathinka

Angela Ahiskal

Micha, ein reicher Bauer

Philipp Gaiser

Agnes, Michas Frau

Anja-Maria Luidl

Wenzel, Sohn von Micha und Agnes

Harald Wurmsdobler

Hans, Michas Sohn aus erster Ehe

Markus Herzog

Kezal, Heiratsvermittler

Matthias Degen

Springer, Zirkusdirektor

Maximilian Widmann, Christophe Vetter (06.01.24, 13.01.24)

Esmeralda, Tänzerin

Melanie Renz

Muff, Komödiant

Christoph Hanak

Chor des Freien Landestheaters Bayern
Freies Landesorchester Bayern

Szenenfotos

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